by Nadin Celovic
allesamt hyänen gewesen. allesamt. ihr hysterisches lachen schallte durch die fahle nacht, die verwesten knochen zermahlten sie zwischen ihren gehässigen zähnen. knack, knack, knack. eine hyäne träumte von aufrichtigkeit und dachte es sei was anderes. eine andere träumte von verrat und dachte es sei liebe. die letzte träumte vom sieg und dachte es sei stärke. doch schlussendlich träumten sie, und das machte sie zu diesen verletzlichen wesen, denen ich nur ein mildes lächeln schenken konnte, wenngleich ich den hyänenspeer phantomschmerzartig in meiner faustspürte. doch in ihrem gegacker lag so viel menschlichkeit, dass es mir schwerfiel, ihnen ein ende zu setzen. sie waren menschlicher als wir. und das tat mir sehr leid für sie. und die irrtümer, denen sie unterlagen, welche für sie linderungbedeuteten und die verachtung aus mir herauskitzeln wollten, die irrtümer ließen mich so ein großes mitgefühl empfinden, als hätte ich diese hyänen geboren, als hätte ich sie geformt aus meinem eigenen fleisch, als hätte ich sie mir aus den rippen geschnitten, die meine organe schützten. es tat mir weh, dass sie um ihre hässlichkeit nicht wussten, tat mir weh, dass sie so unvorbereitet waren einem anderen gegenüber, der keine wärme empfinden könnte bei ihrem grotesken anblick. sie erinnerten mich an medusa, als seien sie höchstpersönlich ihrer brustentsprungen, wie es einst pegasus tat, trauriger pegasus mit gebrochenen gelenken. medusa, die gestrafte, für das leid, welches ihr widerfuhr. medusa, griechische schwester von do’kamissa, büffelfrau, hexe, geplagte von der liebe zum vater, der sie verstieß. ihre seele suchte nur ihn und meinte, ihn im moor zu finden. wenn die luft nichtmehr bis zur lunge kommt und es ein bisschen dämmrig wird vor augen, ja, das muss wohl die umarmung eines vaters sein, es kommt zumindest am nächsten heran an diese vorstellung. schmerz ist normalität in dieser liebe, diese konstante angst vor verlust. torment, sagt man im englischen. treffender kann man es nicht ausdrücken.
ich dachte mal, ich hätte eine gefährtin, eine gepardin, mit tiefen schwarzen furchen im gesicht, jadetränen einer versunkenen liebe. nur bei nacht kam sie zu mir, dort, wo der mond sein voyeuristisches, von der sonne geklautes licht nicht hinwarf. der verrat lag nicht darin, dass sie eines tages nicht wiederkam. der verrat lag darin, dass ich im morgengrauen versuchte, ihre spuren zu lesen, diese spuren aber an die pfoten einer hyäneerinnerten. der verrat lag auch darin, dass ich sie trotzdem gern bei mir gehabt hätte. trotzdessen. doch in all ihrer miseriebewahrte sie mich durch ihre scham vor dem, was gift ist für unsereins: sich mit lügen zufriedengeben. und sie musste lügen, es lag in ihrer natur. meine kleine, kleine, hättest du mir doch nur deine wahre fratze offenbart, es wär mir einem engelsgesichtgleichgekommen. dein verlust ist mein gewinn. ich wünschte dennoch, es wär umgekehrt.die hyänen zermahlten verweste knochen mit ihren halbstarken kiefern. mein phantomschmerzartiger hyänenspeer fühlte sich inzwischen an wie eine granate. selbstmordkommando. der zünder liegt in meinem herzen begraben. zu ihrem glück kann ich es heute nicht finden.